Lambsheim, 10. Oktober 2025 – KOMMENTAR von Michael Wahl (Geschäftsführer und Gründer von GAIA)
Die HUSUM WIND hat erneut die Bedeutung der Windenergie für die Energiewende verdeutlicht: Mit bis zu 5 GW Zubau in diesem Jahr und langfristig erreichbaren 10 GW steht die Branche vergleichsweise gut da.
Doch die Schlagzeilen bestimmten weniger die technischen Erfolge, sondern die massiven Vorwürfe gegen Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche. Reiche präsentierte ihren Energiewende-Monitoringbericht pünktlich zur Messe – mit zehn Handlungsvorschlägen, die allerdings nicht überall als Aufbruchssignal verstanden wurden.

Porträt Michael Wahl Geschäftsführer und Gründer von GAIA
Statt Optimismus und klare Perspektiven zu vermitteln, erzeugte sie ein Klima der Unsicherheit. Vertreter aus Industrie und Politik warfen ihr „Ambitionslosigkeit“ vor. Besonders schwer wiegt der Vorwurf, Reiche stelle die Probleme in den Vordergrund, statt Chancen und Innovationspotenziale zu betonen. Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Tobias Goldschmidt sprach von einer „Rückwärtsagenda“, die den Kurs der Energiewende ins Schlingern bringe.
Konkrete Versäumnisse und Risiken
Auch konkrete Versäumnisse werden deutlich: So fehlen Strategien für den dringend notwendigen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft, und die Verbrauchsprognosen für Strom sind mit 600 TWh deutlich zu niedrig angesetzt.
Die Folgen: Planungsunsicherheit für Unternehmen, Investoren und Projektierer. Während Reiche formal am Ziel von 80 % erneuerbarem Strom bis 2030 festhält, bleiben klare Ausbaupfade aus. Das wirkt wie ein Lippenbekenntnis ohne Substanz.
Stimmen aus der Branche
Branchenvertreter wie Bärbel Heidebroek (BWE) und VDMA-Manager Dennis Rendschmidt betonen, dass Windenergie nicht nur für Klimaneutralität, sondern auch für Versorgungssicherheit und Wertschöpfung entscheidend ist. Rund 120.000 Arbeitsplätze hängen direkt an der Windindustrie. Reiche scheint jedoch zu unterschätzen, wie sehr fehlende Verlässlichkeit den Standort Deutschland schwächt.
Die HUSUM WIND zeigte eindrucksvoll, dass die Branche bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und Kosten zu senken – etwa durch intelligente Sektorenkopplung, Speicher und Wasserstoffnutzung. Doch ohne politische Klarheit verpufft dieser Wille. Ministerin Reiche liefert derzeit kein Konzept für Vertrauen und Fortschritt – sondern eher ein Bremsmanöver, das die Energiewende verlangsamt. Damit ist unsererseits umzugehen.
Fazit:
Trotz der Kritik bietet die aktuelle Situation auch Chancen: Frau Reiche kann mit klaren Ausbaupfaden für den Einsatz von Speichern, Netzausbau und einem starken Wasserstoffprogramm das Vertrauen zurückgewinnen – denn Deutschland braucht Strom – für Wärmepumpen, E-Autos und KI.
Und das geht nur schnell mit den Erneuerbaren und nicht mit Gaskraftwerken oder gar Atomkraftwerken… Wenn sie die Stimme der Branche ernst nimmt und auf Kooperation statt Konfrontation setzt, kann sie die Energiewende wieder auf Kurs bringen und die HUSUM WIND im Rückblick zu einem positiven
Wendepunkt machen. Und einhellig war die Meinung der Besucher: Diesen Sturm (im Wasserglas) überstehen wir auch noch.